[RP] Die Fürsten von Librios
Soldaten von Silver Rock
Die Gruppe hatte lange gewartet. Zehn Soldaten, angeführt von einem Hauptmann der Silbernen Streiter, sassen an dem Grenzposten und warteten auf den Besucher, der vielleicht niemals kommen würde. Sie brieten Wild über einem Feuer und unterhielten sich. Zwei von ihnen waren in der Schlacht beim Wald der Waldelfen dabei gewesen und erzählten Geschichten. Einer zeigte eine Narbe, die ihm der Fürst von Schwarzenstein persönlich beigebracht haben sollte. Der Hauptmann schaltete sich ein.
" Red keinen Unsinn. Der Fürst hätte dir den Schädel eingeschlagen, ehe du diese Narbe gehabt hättest."
" Reiter!" rief eine laute Stimme. Die Unterhaltung wurde unterbrochen. Die Männer standen auf und ritten Richtung Grenze. Tatsächlich, eine kleine Gruppe näherte sich aus dem Westen. Sie stiegen auf ihre Pferde und ritten los.
Doch es war nicht nur die Person, die sie erwartet hatten. Die Soldaten tuschelten. Der Hauptmann begrüßte die Gruppe.
" Seid gegrüßt, ich bin Hauptmann Derron Mason." Er sah verwundert zwischen den beiden hin und her. Seine Brosche verriet ihn als Hauptmann der Silbernen Streiter, doch ein kleines Wappen darunter wies ihn als Angehörigen der Grafschaft Aschenstadt aus.
" Ich verstehe nicht, weshalb zwei Gesandte hier sind. Ich habe Befehl, den jungen Fuxfell zu seiner Hoheit zu bringen." Er deutete auf Zodan. Er erkannte ihn sofort, war er doch einer derjenigen, die ihn gefangen genommen hatte.
" Von Gesandten... Eures Kalibers wurde mir nichts gesagt." Er sah den Fürsten musternd an.
Guillaume von Vitry / Zodan von Fuxfell
Zodan wollte zum sprechen ansetzen, doch Guillaume gebot ihm mit seiner Hand Einhalt. "Mein Neffe will sein Wort gegenüber dem Fürsten von Silver Rock nicht brechen. Das ist ehrbar und ich kann seinen Wunsch verstehen. Dennoch konnte ich ihn nicht alleine zurück in die Arme seines Kerkermeisters geben." Er hielt inne und musterte die Männer. Es waren keine Aldune dabei und keine vom Hof des schwarzen Reiches. Das war es, was Guillaume gehofft hatte.
"Ich möchte mitkommen und mit dem Fürsten von Silver Rock persönlich über die Freilassung meines Neffen verhandeln. Ich gehe davon aus, dass ich für diese Zeit diplomatische Immunität besitze und mir weder etwas angetan werden darf, noch die Gefangennahme meiner Person angeordnet werden darf."
Er nickte dem Anführer zu, in der Hoffnung, er wäre mit seinen Forderungen einverstanden.
Zodan glühte innerlich. Wenn das der Anfang von diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Reichen sein sollte, dann war er der Auslöser dafür.
Soldaten von Silver Rock
Die Soldaten sahen sich an. Der Hauptmann blieb skeptisch. Er überlegte, was nun getan werden konnte.
" Es ist ehrenhaft von Euch und von Eurem Neffen, doch der Fürst war klar in seinem Befehl. Nur Eurem Neffen ist es gestattet, den Boden des Schwarzen Reiches zu betreten." Er winkte einen Soldaten zu sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Soldat entfernte sich schnell.
" Wir warten den Befehl unseres Fürsten ab. In der Zwischenzeit lasst uns Euch im Grenzposten bewirten. Eure Begleitung." er deutete auf die Soldaten hinter Guillaume. " Wird warten müssen." Der Hauptmann deutete ihnen, ihm zum Grenzposten zu folgen, knapp hinter der Grenze. Es war ein verhältnismäßig kleiner Posten, doch gut befestigt. Eher ein Handelsposten, doch bemannt von Soldaten des Schwarzen Reiches. Der Hauptmann führte sie in eine warme Stube im Inneren, nachdem er den Soldaten den Abzug befohlen hatte. Auf dem einfachen Tisch stand ein Krug mit Bier und ein bisschen Brot. Das Feuer im Kamin beleuchtete den Raum spärlich, der hintere Teil des Raumes war dunkel. Der Hauptmann deutete ihnen, sich zu setzen.
" Wartet hier." sagte er kurz, dann trat er heraus und schloss die Türe. Einige Minuten verstrichen, als ein Klopfen an der Tür erklang und eine gefährlich klingende Stimme ertönte.
" Ist es gestattet?" Die Stimme klang beinahe harmlos, doch derjenige, zu dem sie gehörte war es nicht. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht zog der Fürst von Zaran Gosso seine Kapuze herunter. Beinahe zeitgleich kamen acht Hände aus dem Dunkel hinter den beiden geschossen und hielten Fürst und Neffe fest wie Eisendrähte. Die Rüstung verriet sie als Aldune-Ritter. Der Fürst setzte sich langsam und machtbewusst und schenkte sich ein.
" Was für ein Preis. Fürst und Nachfolger." Er grinste breit und nahm einen Schluck.
Guillaume von Vitry / Zodan von Fuxfell
Guillaume und Zodan betraten den Raum und setzten sich. Es war dunkel in der Hütte, doch das war nicht weiter verwunderlich. Guillaume entspannte sich und massierte seine Schläfen. Es war sicher keine gute Idee gewesen, ins Schwarze Reich zu reisen. Die Gefahr hier war spürbar zu greifen. Und gerade jetzt, wo er mit Hermann eine so herbe Niederlage erlitten hatte und der König ohnehin schon nicht gut auf ihn zu sprechen war. Er seufzte leise. "Wir bringen dich zu Richard und schauen, was er zu sagen hat. Danach werde ich mit ihm verhandeln, um deine Freilassung zu organisieren. Wenn alles gut geht, sind wir zurück im weißen Reich, noch ehe irgendjemand außerhalb Vitrys Verdacht schöpft."
Zodan wollte gerade etwas erwidern, als sie plötzlich von hinten gepackt und festgehalten wurden. Das Wort, das Zodan auf der Zunge hatte, wurde zu einem abgewürgten Laut, als er schräg nach hinten gerissen und befestigt wurde.
Der Fürst von Zaran Gosso betrat das Feld. Guillaumes Miene verfinsterte sich.
"Ignacio!" sagte er laut. "Wir sind hier, um in diplomatischer Mission mit Richard von Silver Rock zu sprechen. Seid Ihr schon so weit unter den Rockzipfel des Hexers gesunken, dass Ihr jedes Treuegefühl Eurer eigenen Verbündeten gegenüber missachtet?"
Er schnaubte, angewidert von solch einem Verhalten.
Fürst von Zaran Gosso
Der Fürst wedelte mit einem Finger und machte schnalzende Geräusche mit seiner Zunge.
" Sind das etwa die taktvollen Worte eines Fürsten von Vitry? Ich hätte besseres erwartet." Er klang beinahe enttäuscht. Sein eiskalter Blick wanderte zwischen den beiden hin und her und fixierte schließlich Zodan.
" Der Baron von Fuxfell." sagte er mit großer Erwartung.
" Ich hatte mir Euch etwas... größer vorgestellt. Der Fürst von Silver Rock hat viel bei der Hofkonferenz berichtet. Dass er Euch gefangen genommen hat. Dass er ein sehr... interessantes Gespräch geführt hat." Er deutete auf Guillaume mit einem knochigen Finger, ohne ihn anzusehen.
" Von Euch hat er nichts berichtet." Der Fürst machte ein amüsiertes Gesicht, dann deutete er auf seinen Kopf.
" Das sollte zu denken geben." Er sah zu Zodan, durchbohrte ihn mit seinen Blicken. Der Fürst hatte nur von Zodan berichtet, nichts von Guillaume. Er grinste innerlich. Nun traf sein eiskalter Blick Guillaume.
" Der Fürst hat nichts von geheimen diplomatischen Missionen mit dem Fürstentum Vitry berichtet. Soweit ich das sehe, haben wir hier zwei potenzielle Spione aus dem Weißen Reich, vielleicht sogar auf Rache aus für die verlorene Schlacht. Oder der Fürst plant etwas... besonderes." Er sagte "Hintergehen" nicht ausdrücklich. Der Streit zwischen den Häusern Silver Rock und Zaran Gosso war weithin bekannt, nur hatte das Haus Silver Rock nicht zusätzlich die Unterstützung des Schwarzen Hexers.
" Weiterhin sollte der junge Mann hier Gefangener des Schwarzen Reiches sein. Ich sehe aber keine Fesseln. Nun, zumindest keine aus Eisen." Er grinste, als die Aldune-Ritter ihren Griff festigten.
" Was sagt Ihr dazu, Baron von Fuxfell?" sagte er, mit eisernem Blick auf den jungen Mann.
Guillaume von Vitry / Zodan von Fuxfell
Guillaume versuchte sich von dem Griff zu befreien. Er war so sauer, dass er kaum etwas zu sagen brauchte, um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Zodan hingegen war schon immer von einem sanfteren Naturell. Außerdem kam ihm zu Gute, dass er mit den Wächtern natürlich schon viel öfter in der Klemme gesteckt hatte als sein Onkel.
Deswegen war auch er es, der das Wort nun ergriff. "Nun, edler Fürst von Zaran Gosso. Vielleicht hat der Fürst von Silver Rock es Euch ja gesagt und Ihr stecktet nur mit Eurem Kopf zu weit in den Schenkeln des Schwarzen Hexers, um es zu hören?"
Auch er wehrte sich gegen den Griff der fremden Hände, wenn auch nicht ganz so sehr wie Guillaume. Zodan wusste, dass Provokation an sich keine Gute Idee war. Allerdings stand in diesem Fall nicht nur der Fürst von Silver Rock auf seiner Seite. Nein. Zaran Gosso wusste ganz genau, dass er ihnen nichts anhaben konnte, solange sie sich in diplomatischer Mission gaben. Und wenn er ihm oder Guillaume doch etwas antat, dann waren alle guten Beziehungen des Schwarzen Reiches dahin und sie sähen sich einem Krieg ausgesetzt, den Xorroth sicher nicht in dieser Form haben wollte.
"Es kann aber natürlich auch sein, dass Ihr einfach.... Nicht wichtig genug seid, um so etwas zu erfahren. Unterrichtet den Fürsten von Silver Rock doch einfach, dass wir nun hier sind, um über den Preis meiner Freilassung zu verhandeln. Und dass ich mein Wort gehalten habe, wie er es von mir verlangte."
Zaran Gosso wusste, dass Silver Rock viel auf die Ehre der Menschen gab. Vielleicht sprang er ja darauf an.
Fürst von Zaran Gosso
Der Fürst sah den jungen Mann aufmerksam an, er trank dabei sehr ruhig. Als Zodan fertig war, musste er lachen, deutete mit einem Finger auf ihn.
" Sehr amüsant, wirklich, sehr amüsant. Nicht wahr?" fragte er seine Soldaten, von diesen kam keine Antwort.
" Der Fürst hat nicht übertrieben." er rückte etwas näher heran.
" Ah ja, Ehre. Ja, Ehre ist selten geworden in diesen Zeiten. Ehre kann viele Menschen zueinander binden und es bindet sie an ihr Wort. Egal, wie... gefährlich es ist." Er sah zu Guillaume.
" Es war sehr töricht von dir hierher zu kommen. Was hast du erwartet, was passiert? Dass niemand eure Ankunft bemerkt? Der mächtigste Fürst des Weißen Reiches kommt hierher zu geheimen Verhandlungen, nachdem er eine Schlacht verloren hat?" Er schüttelte den Kopf.
" Nun, auch ich glaube an so etwas wie Ehre. Doch ich glaube auch, dass es die Pflicht jedes Fürsten ist, das beste für sein Reich zu erreichen." Er schnipste und zwei vermummte Gestalten kamen herein. Sie trugen schwarze Kutten und um ihren Hals hingen silberne Anhänger mit dem Emblem der Königlichen Magierschule von Xorroth.
" Geistesleser. Interessante Form der Schwarzen Magie. Habt ihr gewusst, dass die Schwarze Magie eine Form der Wassermagie ist? Und Lichtmagie eine Form der Feuermagie? Äußerst erhellend. Wenn ihr wollt gebe ich euch meine Ausgabe zu den Magieformen. Der Autor, Masamune, ist erstaunlich akkurat und vielschichtig." Er lächelte.
" Nun, wer möchte beginnen, Fragen zu beantworten?" Er wechselte zwischen den beiden hin und her.
" Keiner? Dann nehme ich..." Er wedelte mit seinem Finger hin und her und blieb bei Zodan stehen. Mit einer Handbewegung deutete er dem Aldune-Ritter, den Fürsten aus dem Raum zu bringen. Ein Geistleser folgte ihm nach. Nun waren es nur noch vier im Raum.
" Habt Ihr schon einmal mit einem Geistesleser zu tun gehabt? Sehr unangenehm, wenn man beim Lügen erwischt wird. Sehr unangenehm." Er lächelte.
" Nun, fangen wir an. Wie ist der Stand der Armee von de Vitry? Wie viele Soldaten hat Guillaume noch? Was sind seine Pläne für die nächsten Wochen?"
Zodan von Fuxfell
Jetzt wurde er doch ein bisschen nervös. Dieses Mal gab es keinen Anor, der sie alle irgendwie aus der Sache raus bugsierte. Er schluckte. Sein Onkel wurde nach draußen geführt.
Äußerlich versuchte er, gelassen zu wirken. "Ah ja. Ich dachte mir schon, dass Ihr auf die Spielchen des Hexers zurückgreifen müsst, weil Ihr selbst nicht Mann genug seid für die Drecksarbeit. Schon meine Mutter sagte einst, dass die Zaran Gossos hauptsächlich aus weichen Herzen und schwarzen Zähnen bestehen. Wenn ich mir Euch so ansehe, dann hege ich keine Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Worte." Er setzte ein höhnisches Grinsen auf. Wenn der Fürst von Zaran Gosso nicht geköpft werden wollte, konnte er Zodan nichts anhaben. Noch! Noch gab es Gesetze zwischen den Brüdern, die den totalen Krieg verhinderten. Dass all diese Dinge wackelten, war ihm nur zu bewusst. Aber noch konnte er sich auf diese wenigen Zentimeter zwischen Leben und Tod verlassen.
"Hättet Ihr auch nur einen Funken Anstand zwischen Euren fettigen Haaren, würdet Ihr mich gehen lassen und der diplomatischen Immunität Ihren Tribut zollen."
Sein Blick wanderte vom Fürsten zu dem Geistleser und wieder zurück.
"Ich kenne Meister Masamune persönlich. Ich bin gespannt wie er reagiert, wenn er erfährt, dass seine Werke von... Nunja..." Er machte eine wegwerfende Geste mit dem Kopf in Richtung des Fürsten: "---Vom gewöhnlichen Volk eben, derart hinterländisch missbraucht wird."
Fürst von Zaran Gosso
Grinsend verfolgte der Fürst den Gesichtsausdruck des jungen Mannes eindrücklich. Er erschien ruhig und entspannt, doch die faule Zunge verriet etwas ganz anderes. Der Aldune-Ritter hielt den jungen Mann fest und der Fürst blieb ruhig.
" Also weigert Ihr Euch zu antworten. Nun gut." Er winkte und der Geistleser bewegte sich auf Zodan zu. Der Fürst holte ein Buch hervor. Auf der Rückseite war das verzierte M zu sehen.
" Geistleser sind beeindruckende Magier. Hier, ich zitiere: " Geistlesen erfordert enorme Willenskraft, jedoch richtig angewendet, ist sie eine verheerende Magie. Fähig, die Gedanken seiner Opfer zu lesen und teilweise enorme Schmerzen zu verursachen und hinterher die Erinnerung an dieselbe zu löschen ohne körperliche Spuren zu hinterlassen. Nur wenige Magiebegabte meistern diese Form der Magie, ist sie doch eine der schwersten zu lernenden Formen der Magie." Er schloss das Buch und sah den jungen Mann druchdringend an. Jegliche Freude war aus seinem Gesicht gewichen und es blieb nur der kalte Blick übrig, für den die Zaran Gossos so berühmt waren. Ohne Zucken, purer Willen.
" Ich werde alles tun, um dieses Reich zu verteidigen. Alles." Der Geistleser hob die Hand.
Plötzlich erklang aus dem Nachbarraum ein herzzerreißender Schrei. Ein Winseln folgte und ein erneuter, markerschütternder Schrei erschallte.
" Oh, ich vergass. Es werdet nicht Ihr sein, der dem Geistleser gegenübertritt." Er lehnte sich zurück.
" Ich frage erneut. Wie ist der Stand von Guillaumes Armee? Wie sind die Pläne des Weißen Reiches?"
Zodan von Fuxfell
Dieses Mal musste Zodan ehrlich lachen. Seine helle Stimmte brach laut aus ihm hervor und er hatte ziemliche Mühe, sich wieder zu bändigen. "Was hättet Ihr von dieser Information Ignacio? Ganz ehrlich, denkt Ihr ich wäre in der Lage, Euch jetzt alle militärischen Einzelheiten meines Onkels detailliert aufzuzeigen? Ihr dürftet von den Vorfällen bei Arborea gehört haben. Zieht Eure eigenen Schlüsse aus der Sache. Ich habe keinen Einblick in die militärischen Details des weißen Reiches oder über ganz Vitry."
Er seufzte schwer.
"Aber damit seid Ihr wohl nicht zufrieden, oder? Ihr wollt sicher, dass ich den innersten Zirkel von König Malin offenlege und Euch sage, wann Euer bedeutungsloses Leben ein Ende hat... Nun. Das kann ich nicht. Soweit meine Kenntnisse reichen, hat das weiße Reich gar nichts vor. Malin scheint zufrieden mit der Situation, so wie sie ist. Das bei den Waldelfen war sozusagen eine... private Angelegenheit."
Fürst von Zaran Gosso
Der Fürst rieb sich über seinen Bart. Er sah zu dem Geistleser, der schüttelte den Kopf.
" Es scheint mir, als würde Euch Euer Onkel nicht über alles im Bilde halten. Es würde mir zu denken geben, wenn mein eigen Fleisch und Blut mir nicht zutraut etwas über mein eigenes Reich zu wissen. Immerhin seid Ihr der Erbe des großen Vitry." Er hob die Hände.
" Es scheint, als würde das Großfürstentum nach Guillaume nicht lange bestehen, wenn Ihr nichts über Euer eigenes Reich wisst. Eine Schande." Er seufzte enttäuscht, dann stand er auf und lief im Raum umher. Wenige Sekunden später kam ein weiterer Aldune-Ritter zur Türe herein und flüsterte dem Fürsten etwas zu.
" Es scheint, als würde unsere Zeit verkürzt. Wir haben nun genug Informationen. Ihr dürft gehen." Er winkte Zodan mit seiner Hand zu, der Aldune-Ritter ließ Zodan locker und hob ihn vom Stuhl auf, bugsierte ihn Richtung Türe. Der Fürst stand mit dem Rücken zu ihm. Im Nebenraum erklang wieder das Schreien.
Zodan von Fuxfell
Der junge Baron von Fuchsfell zuckte nur mit den Schultern. "Mir scheint das recht intelligent zu sein. Ihr seht doch gerade selbst, dass Ihr die Informationen, die Ihr haben wolltet, nicht bekommen habt. Und wenn mein Onkel dereinst einmal sein Leben lässt und ich an seine Stelle trete, dann kenne ich bereits die Personen und Wesen, die ich konsultieren muss. Von da an dauert es nicht einmal einen Tag, bis ich alles weiß, was ich noch wissen muss."
Er hielt inne und überlegte kurz, ob er das folgende sagen sollte oder nicht. "Und mehr noch. Nicht nur, dass Ihr nicht das bekamt was Ihr so sehr begehrtet. Nein. Ich habe auch einiges über Euch lernen dürfen, Ignacio von Zaran Gosso. Ich sehe einen Mann, der den Fürsten seines Königreichs nicht traut, oder ihnen nicht trauen kann. Zwietracht ist kein sonderlich schöner Makel in der Geschichte eines Reiches, findet Ihr nicht? Vor allem dann nicht, wenn man die diplomatische Immunität eines Gegenübers nicht respektiert."
Er blickte zu dem Geistleser. Ein lächeln schlich sich kurz auf seine Lippen. Alles hatte seine Grenzen. Und sein Onkel hatte an die Dinge gedacht, an die er hatte Denken müssen. Jetzt mussten sie nur noch aus der Sache rauskommen.
Fürst von Zaran Gosso
Der Fürst hatte die ganze Zeit zum Fenster hinausgestarrt, seine Hände hinter dem Rücken verschränkt. Der junge Fuxfell sprach gebildet und vielleicht sogar die eine oder andere Wahrheit. Nun, es spielte keine Rolle.
" Ihr müsst noch viel lernen." sagte er ruhig. In diesem kurzen Moment hörte er sich an wie ein Großvater, der seinen Enkel lehrte. Doch dieser ruhige Ton war bald wieder verschwunden, als der streng blickende Fürst sich umdrehte und den jungen Mann eindringlich musterte.
" Ihr wisst nichts. Und bis ihr in der Position oder in dem... Alter seid, etwas zu wissen, würde ich Euch dringend raten nicht so zu reden, als wärt ihr Euer Onkel oder di Porta. Ich kann Euch versprechen, ihr seid es nicht." Er machte eine wedelnde Handbewegung.
" Leutnant, bringt ihn zur Grenze und seht zu, dass er unser Land verlässt. Bis dahin bleibt der Fürst de Vitry hier und unser... Gast. Ich bin mir sicher, der Schwarze Hexer hat ebenfalls ein paar Fragen, die der Fürst noch nicht beantwortet hat." Ein breites Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Der Aldune-Ritter packte Zodan am Arm und begann, ihn zur Tür zu ziehen. Der Fürst flüsterte etwas zu dem Geistleser. (" Seht zu, dass er es nicht zum Weissen Reich schafft. Gebt dem Fürsten von Trevouchet Bescheid, er soll ihn abfangen und einsperren".)
Fürst von Zaran Gosso
Der Fürst sah dem jungen Mann hinterher, wie er in Richtung des Ausganges geschleift wurde.
" Ich denke, wir werden uns wieder sehen." Ein lautes Klopfen, dann ein Knall, wie eine Türe aufflog. Drei in weißer Uniform gekleidete Männer traten in den Raum ein, alle drei das Emblem des Hauses Silver Rock auf der Brust. Der vorderste war zugleich der wütendste und der kahlköpfigste. Die hellblauen Augen wanderten umher und blieben bei Zodan und dem schwarz gekleideten Aldune-Ritter stecken. Der Fürst von Silver Rock war wütend und doch schwebte etwas anderes in seinen Augen. Es schien... Sorge zu sein.
" Lasst ihn los!" forderte der Fürst, der Aldune-Ritter reagierte nicht.
" Wen höre ich denn da? Ist das die Stimme der Berge? Die Lawinen zum Einsturz bringt?" Der Fürst von Zaran Gosso war aus dem Raum getreten. Die hellblauen Augen fixierten nun die braunen des älteren Fürsten.
" Stefane. Was soll das hier? Warum ist ein Geistleser und der Aldune-Orden hier? Warum wird Zodan hier gefangen gehalten?" Er deutete auf den jungen Baron im Griff des Aldune-Ritters.
" Er ist ein feindlicher Soldat, der unsere Grenze überquert hat. Er und sein Onkel." Der Fürst winkte und zwei Aldune-Ritter führten den Fürsten herein. Er schien unverletzt. Die Augen des Fürsten von Silver Rock weiteten sich. Er hatte es zuerst nicht glauben wollen, doch er war hier.
" Lasst die beiden frei. Jetzt gleich." forderte er. Der Fürst winkte mit einem Finger.
" Einfach so? Ich denke, der Schwarze Hexer wird sich noch mit ihnen befassen wollen. Sie sind immerhin Feinde des Schwarzen Reiches. Ich denke, der Fürst hier hat deine Männer getötet. Und nun ist er hier. Ihr wollt ihn doch auch zur Rechenschaft ziehen, oder?" Der Fürst von Zaran Gosso grinste. Ein kalter Windzug schoss durch die Türe, als fünf weitere Silberne Streiter zur Türe hereinkamen. Der Fürst von Zaran Gosso verengte die Augen, dann deutete er den Aldune-Rittern die beiden loszulassen.
" Unsere Arbeit hier ist getan. Ich bin mir sicher, ihr wisst, was zu tun ist." Damit verließ der Fürst mit den Rittern die Wachstube.
Guillaume von Vitry / Zodan von Fuxfell
"Ihr werdet die Rechnung für Eure Taten noch bekommen, Zaran Gosso!" blaffte der junge Baron ihn an. Doch noch eher irgendwer reagieren konnte, flogen die Türen auf und der Fürst von Silver Rock betrat den Raum, gefolgt von seinen Männern. Noch vor einigen Wochen hätte Zodan nie im Leben geglaubt, einmal erleichtert zu sein, einen Fürsten des Schwarzen Reiches anzutreffen.
Nach einem kurzen Wortgefecht wurde auch sein Onkel hereingeführt und losgelassen. Zodan straffte die Schultern wieder etwas und hob Stolz den Kopf. Guillaume indes musterte seinen Neffen besorgt.
Auch er war erleichtert, Silver Rock anzutreffen.
Als Zaran Gosso den Raum verlassen hatte kehrte Stille ein zwischen den Parteien. Guillaume musterte Richard von Silver Rock aufmerksam. "Ich bin durchaus schon angenehmer begrüßt worden." sagte er schließlich schlicht, mit einem leisen lächeln auf den Lippen.
Er mochte gar nicht daran denken, wie knapp sie einer Katastrophe entgangen waren.
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